Thermische Kalibrierung mit Waffeln

Das Software-Modul „Data Analytics” der ATR-Softwareplattform umfasst eine Vielzahl von Methoden und Lösungen zur Verarbeitung und Aufbereitung von Daten, die aus verschiedensten Bereichen erhoben werden. Zuletzt entwickelten wir in diesem Bereich eine Kalibrierungssoftware für eine Wärmebildkamera. Zur Unterstützung des Entwicklungsprozesses und Verifizierung der Ergebnisse wurde folgender auf den ersten Blick etwas ungewöhnliche Versuchsaufbau vorgenommen:

In manchen Produktionsschritten ist es nötig, die Temperaturen einer Oberfläche exakt zu bestimmen, um diese anschließend auswerten oder durch Heizen und Kühlen an gezielten Stellen anpassen zu können. Hierfür kann eine Infrarot(IR)-Kamera verwendet werden. Diese Kamera liefert ein Wärmebild, in dem die Temperaturen der aufgezeichneten Oberfläche angezeigt werden. IR-Kameras weißen jedoch Ungenauigkeiten auf, die dafür sorgen, dass die angezeigten Werte für manche Anforderungen nicht präzise genug sind.

Zur Kalibrierung und dem damit verbundenen Ausgleich von Ungenauigkeiten einer IR-Kamera kann ein Pyrometer verwendet werden. Denn ein Pyrometer ist ein Sensor, der für einen einzelnen Punkt die Temperatur extrem genau bestimmen kann.

Nahaufnahme der IR Kamera mit darüber befestigtem Pyrometer.
Nahaufnahme der IR Kamera mit darüber befestigtem Pyrometer

Das Pyrometer wird hierzu auf einen Punkt ausgerichtet, der im Bild der IR-Kamera ebenfalls zu sehen ist. Danach wird die Abweichung zwischen der an dieser Stelle gemessenen Temperatur im IR-Bild mit dem genaueren Wert des Pyrometers bestimmt. Diese Abweichung wird dann zur Berechnung einer Korrektur verwendet. Anhand dieser Berechnung kann anschließend die Genauigkeit des gesamten IR-Bildes optimiert werden.

Zur Bestimmung der Korrekturfunktion führten wir eine umfangreiche Versuchsreihe durch. Das Ziel dabei war es, die Größenordnung der Ungenauigkeiten zu bestimmen und herauszufinden, wie sie sich diese Ungenauigkeiten bei unterschiedlich hohen Temperaturen verhalten.

Das Waffeleisen diente uns hierbei als Oberfläche im Versuchsaufbau, weil damit verschiedene, teilweise sehr hohe Temperaturen von über 200 °C erreicht werden können. Dafür platzierten wir die Heizfläche des Gerätes vor der IR-Kamera und richteten anschließend das Pyrometer darauf aus.

Lokalisieren des Messpunktes des Pyrometers anhand der Temperaturunterschiede zwischen Finger und Waffeleisen
Lokalisieren des Messpunktes des Pyrometers anhand der Temperaturunterschiede zwischen Finger und Waffeleisen

Danach heizten wir das Waffeleisen maximal auf. Bei einer Temperatur von ca. 210 °C laut Pyrometer überprüften wir, wie hoch die gemessene Temperatur an dieser Stelle im IR-Bild ist. Anschließend schalteten wir das Waffeleisen ab und hielten beim Abkühlen in 10 °C Schritten jeweils die Abweichung zwischen Pyrometer und IR-Bild fest.

Angleichen einer Funktion an den Verlauf der Gemessenen Werte gezeigt mit Hilfe eines Graphen, der die Ergebnisse zeigt.
Angleichen einer Funktion an den Verlauf der Gemessenen Werte

Mittels dieser Messergebnisse bestimmten wir eine Funktion, die das Verhalten der Kamera in Relation zum Pyrometer bei unterschiedlichen Temperaturen beschreibt. Auf Basis dieser Erkenntnisse konnten wir dann einen exakten Kalibriervorgang für die IR-Kamera mithilfe des Pyrometers umsetzen und testen.

Als netter Nebeneffekt wurden bei dem Versuch noch Waffeln für die Kollegen produziert!

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