Mit dem 3D-Drucker zu einer besseren Tiefenwahrnehmung

Frontale Ansicht der Stereokamera mit fertig montiertem Ringlicht und Laser zur Verbesserung der Tiefenwahrnehmung.

Im Zuge des Forschungsprojektes MeMoRob verwenden wir eine Stereokamera. Damit erhalten wir nicht nur die Farbinformationen aufgezeichneter Objekte, sondern können auch deren Abstand zur Kamera bestimmen.

Beschreibung der Stereokamera

Die Stereokamera zeichnet den gleichen Bereich ähnlich der menschlichen Wahrnehmung mit zwei Kameras gleichzeitig auf. In den beiden Bildern vergleicht der Algorithmus der Kamera dann die Positionen markanter Punkte. Anhand des bekannten Abstandes der beiden Kameras zueinander und der Berechnung des Positionsunterschiedes der Punkte wird dann die Distanz des Objektes zur Kamera zu berechnet.

Um das Finden solcher markanten Punkte zu verbessern, brachten wir ein Ringlicht und einen Laserpointer mit Streuung an der Kamera an. Hierfür konstruierten wir Halterungen, die zu den existierenden Anschraubpunkten der Kamera kompatibel sind. Diese Halterungen konnten wir direkt mit dem 3D-Drucker herstellen, sodass sie zeitnah zum Einsatz bereitstanden. Mit ihrer Hilfe befestigten wir die zusätzliche Hardware präzise an der Kamera.

Die Problemstellung

Ohne eine konstante Beleuchtung ist die Helligkeit der Aufnahmen stark von den umgebenden Lichtverhältnissen abhängig. Auf einer mobilen Plattform wie bei dem Projekt MeMoRob kann sich die Umgebungsbeleuchtung schnell ändern, was zu Problemen führen kann. Die Helligkeit in einem Bild lässt sich im groben durch die beiden Faktoren Beleuchtung und Belichtungszeit beeinflussen. Da die Bildqualität bei einer automatischen Anpassung der Belichtungszeit stark schwanken kann, setzen wir die Belichtungszeit auf einen festen Wert.

Die Lösung

Durch das Ringlicht bekommen wir in den Versuchen eine konstante Helligkeit in den Bildern, die zur gewählten Belichtungszeit passt. Dadurch verbessert sich die Menge an erkannten Punkten und mit dieser wiederum die Genauigkeit der wahrgenommenen Tiefe. Je mehr markante Stellen im Bild vorhanden sind, desto besser kann der Abstand zur Kamera bestimmt werden. Deshalb modifizierten wir die Halterung des Ringlichtes, sodass ein Laserpointer mit Streuung darin eingespannt werden kann. Dieser wirft nun ein Punkteraster auf den Bereich, der von den Kameras aufgezeichnet wird. Durch die zusätzlichen Punkte des Laserpointers ist es uns möglich, die Tiefe auch an Stellen gut zu bestimmen, an denen die Farbe der aufgezeichneten Objekte sehr einheitlich ist.

Da eine Dauerbelastung des Lichtes und des Lasers vermieden werden soll, ermöglichten wir ein An- beziehungsweise Ausschalten der beiden Lichtquellen über eine Netzwerkschnittstelle. Dies ermöglicht es uns, die Komponenten nur während einer angeforderten Bildaufzeichnung anzuschalten. Um dies beim Ringlicht zu ermöglichen, modifizierten wir den Schalter des Ringlichtes mit einem zusätzlichen Ausgang.

Nach einer ersten Bohrung ins Gehäuse unseres Laserpointers war zu erkennen, dass diese Modifikation nicht umsetzbar ist, ohne dafür das Gehäuse größer aufsägen oder sogar gänzlich entfernen zu müssen. Um dies zu vermeiden, modellierten und druckten wir eine weitere Halterung, mit der ein Servomotor so befestigt wurde, dass sich damit der Knopf zum An- und Ausschalten des Laserpointers betätigen lässt.

Mit Hilfe der 3D-gedruckten Teile, können wir schnell Anpassungen vornehmen sowie testen und dadurch eine deutliche Verbesserung der Tiefenwahrnehmung mit der Stereokamera erreichen.

 

Prototyping mit dem 3D-Drucker

Da viele unserer Projekte – anders als der Firmenname ATR Software GmbH vermuten lässt – über reine Softwareprojekte hinausgehen, ist es nur naheliegend für das schnelle Prototyping von Ideen auf einen 3D-Drucker zu setzen. Deswegen ist seit einiger Zeit der 3D-Drucker „Vyper“ von Anycubic im Einsatz. Durch diesen Fused-Filament-Fabrication (FFF) Drucker können in kürzester Zeit Modelle aus Kunststoff angefertigt werden.

Der Drucker schmilzt hierzu einen Filamentstrang und trägt ihn schichtweise auf ein beheiztes Druckbett auf. Die Schichtdicke kann variiert werden. Je nach Modell  sind Dicken zwischen 0.1 und 0.2mm gängig. Auf dem Drucker können Modelle von einer maximalen Größe von 24,5 x 24,5 x 26 cm gedruckt werden. Durch eine automatische Bettnivellierung gelingt dies perfekt ab der ersten Schicht.

Druckkopf trägt die erste Schicht der Stützen für das 3D-Modell auf das Bett auf.

Der Druckkopf trägt die erste Schicht des Supports für den Prototypen auf das Druckbett auf.

Für den Drucker kann eine Vielzahl von unterschiedlichen Materialien verwendet werden, die unterschiedlichste Materialeigenschaften und Farben besitzen. Das gängigste Material PLA (Polyactic acid) wird aus nachwachsenden Rohstoffen wie zum Beispiel Mais gewonnen und ist biologisch abbaubar. Somit werden keine fossilen Rohstoffe benötigt.

Die für das Prototyping benötigten 3D-Modelle können entweder von einer Online-Plattform stammen oder mittels CAD Software selbst erstellt werden. Aus diesem Modell können dann mithilfe von Open-Source-Software Druckanweisungen erstellt werden, die der Drucker nacheinander ausführt. Die Daten können hierbei einfach auf einer SD-Karte gespeichert werden. Die Bedienung erfolgt über einen Touchscreen. Zudem besteht die Möglichkeit, den Drucker über eine USB-Schnittstelle anzusprechen und zu überwachen.

In den vergangenen Monaten fand der 3D-Drucker schon bei einigen Projekten Anwendung, so wurde beispielsweise eine Kamerahalterung für das Forschungsprojekt MeMoRob angefertigt. Zudem wird der Drucker genutzt, um im Rahmen der Promotion zu dem Thema Digitale Zwillinge Testobjekte zu drucken, mit denen Daten zu Müdigkeitsbrüchen gewonnen werden.

Neben der Anwendung innerhalb der Unternehmensprojekte, steht der Drucker auch allen Mitarbeitern zur privaten Nutzung zur Verfügung. So können zum Beispiel Ersatzteile oder Halterungen für Alltagsgegenstände einfach selbst angefertigt werden.

Mensch und mobiler Roboter in einer Arbeitsumgebung

Arm eines Roboters und menschlicher Arm, die zweiZahnräder einanderhalten. Symbolisiert Mensch  und mobilen Roboter in einer Arbeitsumgebung.

Gemeinsam mit der FuE-Einrichtung Fraunhofer IGCV und mehreren Industriepartnern ist ATR Software an dem Forschungsprojekt MeMoRob – Mensch und mobiler Roboter in einer Arbeitsumgebung beteiligt. Das Forschungsprojekt wird vom FuE-Programm „Informations- und Kommunikationstechnik“ des Freistaates Bayern gefördert.

Mobile Robotersysteme bieten das Potenzial für eine flexible Automatisierung, finden bisher jedoch wenig Anwendung. Für den flexiblen Einsatz in der Produktion bedarf es an intelligenten Greifstrategien und Interaktionsfähigkeiten des Roboters, sodass Menschen mit ihm kommunizieren können. Beide Bereiche sind Ziele des Projekts MeMoRob.

Des Weiteren können Mensch und Roboter als Partner fungieren und sich im Rahmen einer Mensch-Roboter-Kooperation gegenseitig unterstützen. In diesem Fall werden die Interaktionsfähigkeiten dazu verwendet, dem Menschen Informationen über den Zustand des Robotersystems mitzuteilen. Zur Erreichung der übergeordneten Ziele werden als Teilziele die Mensch- und Objektdetektion betrachtet. Bei der Objektdetektion wird insbesondere die praktische Anwendbarkeit durch Verringerung des Trainingsaufwands fokussiert.

Die ATR Software beschäftigt sich bei diesem Projekt mit den Themen der Robot Vision und den Algorithmen zum Greifen. Damit soll es ermöglicht werden, die zu greifenden Objekte zu detektieren und an den richtigen Stellen zu greifen.

Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.